11 – Sexuelle Anziehung ohne romantische Anziehung? Wie es ist, aromantisch und allosexuell zu sein

TW: In der ganzen Folge werden immer wieder amatonormative Vorstellungen sowie Diskriminierung von aroallo Personen besprochen. Falls eine Stelle fehlt, die wir hier auch angeben sollen, könnt ihr euch gerne bei uns melden, z. B. per Mail unter acearoundthecake@gmail.com.

08:45 – 09:06 min: Falsche Annahmen über Asexualität und Aromantik

13:20 – 13:39 min: Falsche Annahmen über Asexualität und Aromantik

17:56 – 18:12 min: Falsche Annahmen über Asexualität und Aromantik

21:08 – 22:26 min: Amatonormativität

23:47 – 25:15 min: Verallgemeinerung von aromantischen/alloromantischen Perspektiven

25:56 – 27:32 min: Marginalisierung von aroallo Personen

32:20 – 32:30 min: Erwähnung von (internalisierter) Queerfeindlichkeit

34:10 – 35:10 min: Marginalisierung von aro (insb. von aroallo) Personen

[Hacki (dey/ihr)] (0:00 min) Weil oft beides eben in einen Topf zusammengeworfen wird. 

[Tabea (sie/ihr)] (0:05 min) Die größte Herausforderung für mich ist eigentlich eher, diese Identität überhaupt anderen, meistens allo Menschen zu erklären.

[Hacki (dey/ihr)] (0:13 min) Da habe ich dann halt gelernt, dass beides nicht unbedingt deckungsgleich sein muss.

[Tabea (sie/ihr)] (0:20 min) Ich finde, das zeigt uns ja dann auch schon, dass wir viel, viel mehr über das Thema Aromantik sprechen müssen.

[Hacki (dey/ihr)] (0:26 min) Dabei ist es in echt nuancierter.

[Musik und Begrüßung in verschiedenen Sprachen]

[Lotta (en/they)] (0:36 min) Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von ACE AROund the Cake, dem Podcast von und für a* Menschen.

[Franca (sie/ihr)] (0:42 min) Ich bin Franka. Meine Pronomen sind sie/ihr und ich bin asexuell und heteroromantisch.

[Alan (er/ihm)] (0:47 min) Ich bin Alan. Meine Pronomen sind er/ihm und ich bin aroace und queer.

[Musik]

[Franca (sie/ihr)] (1:02 min) Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von ACE AROund the Cake. Heute ist der 25. Oktober 2023 und wir freuen uns wieder mal, dass ihr alle dabei seid. Heute kümmere ich mich gemeinsam mit Alan um die Moderation. Also Alan, wie geht es dir heute?

[Alan (er/ihm)] (1:16 min) Ja, hallo, mir geht’s eigentlich ganz gut. Es regnet heute ein bisschen. Ich wurde beim Nachhauseweg von der Uni ein bisschen nass. Aber jetzt sitze ich hier schön im Warmen und Trockenen und freue mich darauf, mit euch heute diese Folge zu machen. Wie geht es dir denn so, Franca?

[Franca (sie/ihr)] (1:28 min) Ja, ich bin tatsächlich immer noch in Finnland. Also ich mache ja, wie ich in der letzten Folge erzählt hatte, gerade mein Auslandssemester hier. Ja, und hier ist es irgendwie ziemlich kalt und ziemlich dunkel. Also jetzt haben wir auch Zeitumstellung am Wochenende, das heißt, es wird dann mittags noch früher dunkel, als es jetzt sowieso schon ist. Und ja, es ist ganz witzig: Wir haben letztens herausgefunden, dass die Monate im Finnischen, also der Name der Monate, eine Bedeutung hat. Und der Oktober war der Matschmonat und der November wird jetzt der Todesmonat. Insofern ja, sind wir alle schon sehr gespannt, was kommt. Aber nein, mir gefällt’s sehr, sehr gut. Ich bin hier sehr glücklich und ich habe auch entschieden, mein Auslandssemester hier noch zu verlängern um ein halbes Jahr. Insofern werde ich jetzt bis Mai hier in Finnland noch bleiben. Ja, Alan, was haben wir denn heute eigentlich alles vor? Was steht denn auf dem Plan?

[Alan (er/ihm)] (2:14 min) Genau. Zuallererst wollen wir euch über zwei Events aus der Ace Week erzählen, bei denen wir mitgemacht haben. Das erste war das Forum Aktivismus und eine Podiumsdiskussion, die wir moderiert haben. Und dann gehen wir auch schon zum heutigen Thema über, nämlich: Wie ist es, aromantisch und allosexuell zu sein? Dafür haben wir auch zwei Gäst*innen eingeladen, zu denen ihr gleich noch was hört und dann am Ende wie immer unser Piece of Cake.

[Franca (sie/ihr)] (2:37 min) Vielen Dank, Alan. Dann würde ich sagen, wir starten mal in die aktuelle Folge.

[Musik]

[Alan (er/ihm)] (2:50 min) Ja, diese Woche findet die Ace Week statt und Franka und ich waren auch schon auf einigen Veranstaltungen dabei. Was ist denn eigentlich die Ace Week, Franca, und was hat ACE AROund the Cake in diesem Rahmen gemacht?

[Franca (sie/ihr)] (3:00 min) Ja richtig, wir sind tatsächlich immer noch mitten in der Ace Week. Die sogenannte Asexual Awareness Week findet nämlich vom 22. Oktober bis zum 28. Oktober 2023 statt. Also wir nehmen tatsächlich mittendrin auf. Ja, und in der Ace Week gibt es auf der ganzen Welt Veranstaltungen rund um das Thema Asexualität. Und im deutschsprachigen Raum gibt es vor allem Veranstaltungen auf dem Discordserver aspec* German, auf dem wir ja inzwischen seit der AktivistA-Konferenz auch als Podcast vertreten sind. Das heißt, wenn ihr jetzt Lust habt, in Zukunft auch bei Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Ace Week oder der Aro Week mitzumachen, dann lohnt es sich auf jeden Fall, mal Discord runter zu laden und diesem Server beizutreten. Wir werden da auch als Podcast in Zukunft mehr Hilfestellung anbieten. Ja genau, und diese Woche waren wir als Podcast auch dabei, wie Alan schon erzählt hat. Und zwar gab es da am Montag, also vor genau zwei Tagen, das sogenannte Forum Aktivismus. Das war eine Veranstaltung, bei der sich verschiedene Gruppen getroffen haben, verschiedene Organisationen, die in irgendeiner Form zu Asexualität Aktivismus machen. Ich glaube, es waren insgesamt circa zehn Gruppen. Das war wirklich ein sehr, sehr spannender Austausch. Wir haben gemeinsam darüber gesprochen, welche Aktivitäten wir machen, wie wir uns engagieren. Wir haben uns ausgetauscht, wir haben uns auch gegenseitig vernetzt. Wir haben aber auch darüber gesprochen, was es eigentlich bedeutet, Aktivismus zu machen und was wir jetzt brauchen als a* Community, um unseren Aktivismus fortzuführen. Ja, da haben wir uns dann auch als Podcast Team vorgestellt und ein bisschen Werbung gemacht. Ja, ich fand das sehr, sehr spannend. Ich glaube, es war eine sehr, sehr gute Möglichkeit zu sehen, wie vielseitig der Aktivismus in der a* Community ist. Auch wenn vieles natürlich online stattfindet, ist es schön, die Menschen auch mal mit Gesicht zu sehen. Ja, und genau am Dienstag, also gestern haben wir noch eine Podiumsdiskussion organisiert. Alan, kannst du davon noch kurz berichten?

[Alan (er/ihm)] (4:50 min) Das Thema der Podiumsdiskussion war “Ace in der Wissenschaft”, also auch das Thema, das wir schon in unserer Podcast Folge Nummer sieben behandelt haben. Und dazu hatten wir drei Gäst*innen eingeladen, nämlich Lotta aus unserem Podcast und dann noch Annika und Marc, die sich beide in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen schon mit dem Thema Asexualität und Aromantik beschäftigt haben. Und mit denen haben wir dann diskutiert und hatten einige Fragen vorbereitet, die unsere Gäst*innen dann beantwortet haben. Und zum Schluss kamen noch einige Fragen aus dem Publikum. Es waren insgesamt, glaube ich, etwa 30 oder teilweise sogar mehr Leute dabei. Also, es war ein sehr schönes Event und ich habe mich auch sehr gefreut, dass das alles so gut funktioniert hat. Genau. Und jetzt sind wir eigentlich immer noch, also zum Zeitpunkt der Aufnahme, mitten in der Ace Week. Also es kommen noch viele spannende Events auf uns zu. Genau. Aber jetzt erst mal zum Thema der heutigen Folge, Allosexualität und Aromantik. Franca, warum sprechen wir über dieses Thema?

[Franca (sie/ihr)] (5:39 min) Ja, tatsächlich liegt das unter anderem auch daran, weil wir in den letzten Monaten einiges an Kritik an unserem Podcast geerntet haben bzw. viele Hinweise, dass unser Podcast durchaus inklusiv für asexuelle Personen ist und auch für asexuelle Personen, die auch aromantisch sind. Aber dass die Perspektive von aromantischen Personen, die nicht asexuell sind, bisher noch nicht wirklich vertreten war. Tatsächlich war das so, dass wir weder in unserem Team eine Person hatten, die sich entsprechend identifiziert hat, noch haben wir in unseren Podcastfolgen bisher ausreichend diese Perspektive repräsentiert. Ja, und aus diesem Anlass dachten wir, dann nehmen wir uns einfach mal Zeit und machen eine spezifische Podcastfolge zu genau diesem Thema. Und ein weiterer Anlass war, dass wir jetzt seit einigen Wochen eine [neue] Person im Team haben, nämlich Tabea. Und Tabea identifiziert sich selbst als aromantisch und als allosexuell und hat selbst vorgeschlagen, für dieses Thema bei der Podcastfolge dabei zu sein und darüber zu sprechen. Insofern zwei Anlässe. Wir hoffen demnach, dass wir mit der Podcastfolge noch einen weiteren Beitrag zur Sichtbarmachung von Alloaros leisten können. Aber da Alan und ich, wie eben schon angedeutet, selber nicht alloaro sind, haben wir uns auch in dieser Folge zwei Gäst*innen eingeladen. Einfach weil wir glauben, dass wir diesem Thema auf diese Weise besser gerecht werden können. Und, um jetzt auch nicht zu viel Raum am Anfang mit Einleitung und Hausmitteilung einzunehmen, würde ich vorschlagen, wir springen einfach mal in das Interview.

[Musik]

[Alan (er/ihm)] (7:16 min) Ja, hallo, herzlich willkommen an unsere Gäst*innen. Hallo Tabea, hallo Hacki, schön, dass ihr heute da seid. Könnt ihr euch vielleicht kurz beide mal vorstellen? Tabea, willst du anfangen?

[Tabea (sie/ihr)] (7:26 min) Ja, gerne. Also, hi, ich bin Tabea. Ich bin gerade 19 Jahre alt und hier bei dem Podcast kümmere ich mich um die Trailer, die ihr auf Instagram und auf YouTube seht. Außerdem bin ich auch noch aromantisch aka aroflux und auch noch bisexuell.

[Hacki (dey/ihr)] (7:40 min) Hallo, ich bin Hacki. Meine Pronomen sind dey/ihr und ich bin 20 Jahre alt und ich identifiziere mich als nichtbinär und aroallo.

[Franca (sie/ihr)] (7:53 min) Ja, wir freuen uns sehr, dass ihr heute beide bei unserer Podcastfolge dabei seid. Das Thema der Folge ist ja Aromantik und Allosexualität. Deshalb würde ich jetzt gleich mal einsteigen und euch fragen: Was bedeutet es denn für euch, aromantisch und allosexuell zu sein? Wie fasst ihr das auf? Wie versteht ihr diese Identität? Was bedeutet das für euch?

[Hacki (dey/ihr)] (8:12 min) Also für mich bedeutet es, aroallo zu sein bzw. aromantisch, aber halt nicht asexuell zu sein eben, dass ich mich vor allem als aromantisch identifiziere. Ich weiß, dass ich mich nicht verliebe und keine Crushes habe. Und es ist mir auch sehr wichtig, diese Identität, weil sie sehr vieles in meinem Leben erklärt und warum ich in dem Bereich eben anders bin als andere Leute, also queere Leute als auch nicht queere Leute. Und mir ist es eben noch mal wichtig zu betonen, dass ich aroallo bin, weil oft beides eben in einen Topf zusammengeworfen wird und eben beides oft gleichgesetzt wird, was aber halt eigentlich nicht so ist. Und es ist halt wichtig zu erklären, dass es eben nicht, also dass es eben nicht immer deckungsgleich sein muss.

[Franca (sie/ihr)] (9:07 min) Danke Hacki. Was bedeutet es denn für dich, Tabea, aromantisch und allosexuell zu sein?

[Tabea (sie/ihr)] (9:12 min) Für mich bedeutet es ganz einfach keine bzw. eher in meinem Fall wenig, bis eine sehr, sehr schwache romantische Anziehungskraft zu empfinden. Aber wirklich viel Präsenz hat das Thema jetzt in meinem Leben eher nicht.

[Franca (sie/ihr)] (9:24 min) Hacki, ist das für dich ähnlich? Würdest du auch sagen, dass aromantisch allosexuell zu sein für dich eigentlich keine große Rolle spielt?

[Hacki (dey/ihr)] (9:31 min) Also bei mir ist es vor allem so, dass der sexuelle Teil eigentlich so ziemlich gar keine Rolle spielt. Und ich bin eigentlich auch noch Jungfrau und so, weil meistens, um, sage ich mal in sexuelle Kontakte zu kommen, muss das, also geschieht es meistens über den romantischen Weg und das ist bei mir ziemlich oft nicht möglich. Und eben weil ich gar keine romantische Anziehung verspüre bzw. teilweise mir nicht sicher bin. Aber ich glaube nicht, dass ich jemals romantische Anziehung verspürt habe. Ich habe Squishes, aber das geht halt eher so in die freundschaftliche Richtung. Also es ist halt etwas ganz anderes. Aber der auch Aromantik-Teil spielt ein bisschen mehr eine Rolle in meinem Leben, weil ich eigentlich schon mir wünsche, eine monogame Beziehung in irgendeiner Art aufzubauen. Und da ist es halt wichtig zu berücksichtigen, dass ich nicht genauso empfinde wie alloromantische Menschen.

[Alan (er/ihm)] (10:27 min) Ja, das kann ich gut verstehen. Wie seid ihr denn darauf gekommen, dass ihr allosexuell und aromantisch seid?

[Tabea (sie/ihr)] (10:32 min) Ich habe, vermutlich wie die meisten, zuerst von Asexualität gehört, bis ich dann später festgestellt habe, dass ich halt nur aromantisch bin. Das war bei mir damals dann so, mit circa 16 Jahren. Und als ich damals zuerst auf den Begriff aromantisch gestoßen bin durch wirklich sehr, sehr viel Internetrecherche, da habe ich mich erst nur zu einem gewissen Teil damit identifizieren können. Und als ich dann später erfahren habe, dass das Ganze eher ein Spektrum ist, dann hat es quasi bei mir Klick gemacht.

[Alan (er/ihm)] (11:08 min) Ja. Hacki, wie war das denn bei dir?

[Hacki (dey/ihr)] (11:10 min) Also bei mir ist es so, dass ich zuerst eigentlich gar nicht gewusst habe, dass ich allosexuell bin, weil das eben, wie gesagt vorhin: Die sexuelle Orientierung herauszufinden, geht meistens über den romantischen Weg, was aber bei mir eigentlich gar nicht geschieht. Und zuerst gemerkt, dass ich eben nicht genauso empfinde wie alloromantische Menschen, habe ich durch meine erste Beziehung, die war vor zwei Jahren. Das war so eine Fernbeziehung. Und da habe ich halt irgendwie gemerkt, ich mag die Person zwar, ich kommuniziere gerne mit der Person, ich mag die freundschaftlich, aber ich würde jetzt nicht 1000 mal irgendwie “Ich liebe dich” oder so schreiben bzw. für mich ist es halt irgendwie mega lost. Und da habe ich dann auch Schluss mit der Person gemacht, weil es vermutlich besser für beide Seiten ist und es die Person eben längerfristig nicht glücklich gemacht hätte. Und ungefähr ein Jahr später habe ich durch eine andere Freundin, die aromantisch war und ziemlich viel über ihre Aromantik geredet hat, habe ich dann auch erfahren, dass es auf mich zutraf. Und dann habe ich mich eben zuerst als aromantisch identifiziert. Und dass ich erst später herausgefunden habe, dass ich allosexuell war, war noch ein bisschen später. Also das war eigentlich erst in diesem Jahr so glaube ich, ganz kurz vor dem Pride Month. Und da habe ich dann halt gelernt, dass beides nicht unbedingt deckungsgleich sein muss. Und für mich ist es eben eine große Erlösung, sag ich mal irgendwie. Oder halt eine große Erleichterung, dass ich endlich meine Identität so ungefähr raus habe.

[Alan (er/ihm)] (12:58 min) Ist es überhaupt möglich herauszufinden, dass man aromantisch ist, ohne quasi den Weg über asexuell zu gehen, weil ja schon Asexualtiät doch irgendwie eher präsent oder eher bekannt ist? Ja, denkt ihr, es ist möglich, zuerst auf Aromantik zu stoßen, ohne diesen Weg über asexuell zu gehen?

[Tabea (sie/ihr)] (13:13 min) Also ich denke, dass man das schon herausfinden kann, ohne den Weg über Asexualität zu gehen. Aber ich glaube, dass es dann doch nicht so einfach sein wird, weil einfach Asexualität so viel bekannter ist als Aromantik. Und ja, das führt dann leider dazu, dass das dann viele aromantische Menschen dann erst denken, sie seien asexuell, obwohl das eigentlich gar nicht stimmt.

[Hacki (dey/ihr)] (13:39 min) Also bei mir war das so, dass es irgendwie so zur Hälfte über den Weg über Asexualität ging, weil ich dachte früher irgendwie, ich wäre eine Form von asexuell, weil eben ich nie romantische Erfahrungen gemacht habe und deswegen halt nicht wusste, ob ich überhaupt allosexuell oder asexuell war und so. Und bei mir ist es so, dass es zur Hälfte – dass ich herausgefunden habe, dass ich aromantisch bin – also, dass es teilweise auch ihren eigenen Weg hatte, weil meine erste Beziehung, die war ja eine Fernbeziehung und da konnte man nicht so viele sexuelle Kontakte haben. Und deswegen habe ich zuerst rausgefunden, dass irgendwie ich romantisch anders war als die meisten anderen Leute. Deswegen würde ich die Frage so mit einem Jein beantworten. Also es ist auf jeden Fall möglich, aber es ist bei jedem Menschen ziemlich individuell und auch die Geschichte, wie man halt zu der und der Identität gefunden hat, ist eine sehr individuelle Sache.

[Franca (sie/ihr)] (14:45 min) Ja, danke Hacki. Ich würde an der Stelle noch einmal über das Thema sprechen, was du ja davor schon angerissen hattest, und zwar die Frage nach der Möglichkeit, eine Beziehung zu führen. Könnt ihr euch das vorstellen? Ist das etwas, was ihr euch wünscht? Und wenn ja, wie könnte eine Form von Beziehung aussehen, die für euch passen würde? Und welchen Einfluss hat eure Identität als aromantisch allosexuelle Person darauf?

[Hacki (dey/ihr)] (15:13 min) Also für mich kann ich es auf jeden Fall vorstellen. Aber ganz wichtig für mich ist in dem Fall dann, dass man klar kommuniziert und dass halt die andere Beziehungsperson dann auch weiß, dass ich aromantisch bin und dass ich vielleicht anders empfinde als die anderen, weil meine vorherige Beziehungsperson, die wusste das nicht bzw. ich wusste das halt selbst nicht mal. Und aber wenn die Beziehungsperson das dann weiß, dann kann man darauf besser eingehen. Also nicht, dass irgendwas dann so falsch gedeutet wird wie irgendwie so: “Die Person mag mich nicht.” Weil das stimmt eigentlich gar nicht, weil ich mag die Person, aber eben nicht auf romantischer Ebene. Und ich finde, es ist auch wichtig zu betonen, dass nicht alle aromantischen Menschen automatisch nicht interessiert in so was wären.

[Tabea (sie/ihr)] (16:04 min) Also vorstellen kann ich mir so was auf jeden Fall. Wollen ist dann finde ich nochmal ein anderes Thema, weil das ja dann noch viel mit der anderen Seite auch zu tun hat. Und da möchte ich niemanden zu irgendwas zwingen, was er oder sie oder sonst was nicht will. Und aktuell bin ich eh total zufrieden mit meinem Leben und dementsprechend würde ich so was auch eigentlich nicht aktiv anstreben. Und nach der Beziehungsform, das ist sogar eine ziemlich gute Frage, weil ich es sogar selber nicht ganz genau weiß. Ich würde aber so ganz spontan mal sagen, dass ich im Prinzip dann erst mal alles auf mich zukommen lassen würde und dann einfach schauen. Aber ich weiß da sogar selber nicht, wie ich ganz darauf reagieren würde.

[Franca (sie/ihr)] (17:01 min) Hacki, du hattest ja gemeint, dass du dich jetzt auch erst dieses Jahr so richtig mit deiner Identität als aromantisch allosexuelle Person auseinandergesetzt hast und das erst dieses Jahr für dich rausbekommen hast. Wie war das denn dann für dich? Zu dem Zeitpunkt, wo du das herausgefunden hast? War es für dich einfach, eine Community zu finden? Konntest du Menschen finden, die mit dir über das Thema sprechen konnten? Konntest du dich austauschen?

[Hacki (dey/ihr)] (17:26 min) Also für mich war es auf jeden Fall positiv, weil erstens habe ich endlich ein Wort dafür, um das zu beschreiben, was ich immer gefühlt habe und zweitens finde ich es auch sehr erstaunlich, dass die ,wie heißt es, dass die a* Spektren, also das ace und das aro Spektrum so breit gefächert und so divers teilweise ist. Weil ich dachte, also davor habe ich auf jeden Fall schon mal von Asexualität gehört, von Aromantik eher weniger. Aber ich dachte halt, das wäre eben: Asexuelle wollen halt eben keinen Sex und Aromantiker*innen wollen halt keine Romantik und dabei ist es eigentlich gar nicht mal so. Also dabei ist es in echt nuancierter. Und das fand ich halt auch ziemlich interessant, weil man auch so lesen kann, was andere empfinden und dann liest man so was und dann denkt man teilweise: “Oh, da gibt es Leute, die ähnlich empfinden wie ich.” Und da gibt es also vor allem auch ein Punkt, dass Aromantik nicht automatisch bedeuten muss, keine Beziehungen zu haben. Das war für mich sehr erleichternd, weil ich, also weil ich dann halt quasi trotzdem noch Chance auf eine Beziehung oder eine queerplatonic relationship oder irgendwas habe. Auch obwohl ich halt aromantisch bin und obwohl ich eben nicht gleich empfinde wie alloromantische Menschen.

[Franca (sie/ihr)] (19:03 min) Dann vielleicht direkt da noch eine Frage: Du meintest, für dich war das eine eher positive schöne Erfahrung. Würdest du sagen, du fühlst dich allgemein in a* Spaces, also in der Community, in der a* Community, wohler als in allo Spaces?

[Hacki (dey/ihr)] (19:18 min) Also ich, to be honest, habe mir eigentlich nicht so viele Gedanken drum gemacht, weil bei mir ist es so, dass ich insgesamt in queeren Communities mich sehr wohlfühle, weil man endlich das Gefühl hat, dass man so akzeptiert wird, wie man eben ist und sich nicht unbedingt verstellen muss oder sich an die Heteronormativität in unserer Gesellschaft anpassen muss. Und deswegen finde ich, ist jeder queere Space eigentlich so ein Safe Space für mich. Und bei mir ist es so, dass ich sage mal, in jedem Safe Space gibt es sozusagen Arschlöcher oder einfach so Leute, die man eher nicht so mag. Und da würde ich es einfach dann so unabhängig von den Spaces sagen und nicht so auf einen Space zeigen und sagen ja, dieser Space ist nicht so gut und so. Und in meinem Privatleben ist es so, dass ich öfters mal zu den Treffen vom Diversity gehe und da gibt es auch so ein Treffen für Leute, die auf dem aromantischen und/oder asexuellen Spektrum sind. Und ich glaub, ich bin fast jedes Mal bis auf das eine Mal, wo ich leider nicht konnte, hingegangen und da habe ich mich auch ziemlich wohlgefühlt. Also das waren alles wirklich nette Menschen und ja.

[Alan (er/ihm)] (20:38 min) Ja, das freut mich auf jeden Fall. Tabea, wie fühlst du dich denn so der a* Community oder auch an der allo Community?

[Tabea (sie/ihr)] (20:43 min) Also ich persönlich fühle mich einfach in a* Spaces wohler, weil da ganz einfach viel mehr Leute sind, die viel mehr so ticken wie ich. Aber ich komme auch echt super in allo Spaces quasi klar und das ist auch gar kein Problem. Allerdings muss ich auch sagen, dass es in allo Spaces doch schon recht häufig um das Thema Liebe und Beziehung geht. Das ist nicht immer so klar. Das ist an sich auch nichts schlimmes, nur es ist dann nach ner Zeit fühlt man sich dann schon so ein bisschen mit seinem eigenen Kram dann ziemlich alleine oder halt dann auch ziemlich missverstanden. Und dann ist es dann auch dann noch mal ganz schön, wenn man dann nochmal so einen Space hat, wo dann noch viel mehr Leute sind, die halt mehr so drauf sind wie du selber, das ist dann ganz schön. Ja.

[Franca (sie/ihr)] (21:37 min) Das finde ich ganz spannend. An der Stelle möchte ich kurz eine Erfahrung von heute vom Mittagessen teilen. Ich habe mit einer Französin zu Mittag gegessen. Es war wirklich ein schönes Gespräch, aber irgendwie ich weiß auch nicht, es passiert immer mal wieder. Irgendwie kamen wir dann auf das Thema copain/copine, also Freund/Freundin zu sprechen und sie hatte halt gefragt: “Kannst du mir mal ein Bild von deinem Freund zeigen?” Und ich hätte mir am liebsten mit der Hand an den Kopf gegriffen und hätte gedacht: “Boah, muss das sein?” Und dann ging es die ganze Zeit nur darum: “Oh ja, und wie ist es für dich? Du bist jetzt im Auslandssemester und ihr seht euch nicht.” Und dann hat sie erzählt, wie unglaublich schwer es für sie gerade ist, weil sie ihren Freund jetzt so lange nicht sehen kann. Und ja, dieses Thema Beziehung, es kommt einfach echt richtig oft auf. Und wie oft saß ich schon am Tisch und wurde aufgefordert ein Bild von meinem Freund zu zeigen. Und das ist richtig schön in der Community. Ich habe noch nie eine Situation erlebt, in der eine a* Person gemeint hat: “Zeig mir doch mal ein Bild.”

[Tabea (sie/ihr)] (22:33 min) So was ähnliches kenne ich übrigens auch. Ich war auch immer die Person, die damals in der Schule immer anderen irgendwelche Beziehungsratschläge gegeben hat, die auch dann manchmal mehr und mal weniger hilfreich waren. Und dann musste ich mir immer dann meistens in den Pausen damals, dann immer dann diese ganz großen Beziehungsdramen in meinem Freundeskreis anhören und es hat sich immer viel mehr für mich so angefühlt, wie als würde ich einen Kinofilm schauen. Ich konnte da gar nicht mitfiebern und war da quasi gar nicht voll bei der Sache, sondern ich dachte mir mehr so was wie: “Ach schön, das ist ja eine interessante Geschichte”, aber ich hatte da nicht wirklich viel Empathie für. Aber damit meine ich nicht, dass das irgendwie jetzt unempathisch war von mir. Nein, sondern ich konnte mich einfach nicht mit diesen ganzen Liebesgeschichten oder Liebesdramen, damit konnte ich mich halt überhaupt nicht identifizieren und dadurch kam das dann, dass ich auch dann mit der Zeit auch einfach immer mehr damit begonnen habe, mich dann immer mehr selbst zu hinterfragen. Und das war dann auch dann noch so ein weiteres Zeichen dafür, dass ich auf dem aromantischen Spektrum bin.

[Hacki (dey/ihr)] (23:47 min) Wegen des Beziehungsratgebers, sage ich mal, glaube ich, dass… Also das war halt bei mir auch so, dass ich ziemlich viel Ahnung davon hatte, obwohl ich halt selbst noch nie in einer Beziehung war und selbst nicht mal romantische Anziehung verspürt habe. Und ich denke, das ist eben so, weil wir es eben, also aromantische Menschen, weil wir es eben nicht empfinden und weil wir eben dieses Verliebtsein, dieses Crush haben und so nicht empfinden. Dann können wir eben rationaler auf die Sache sehen und in so einer Situation dann sehen, was am sinnvollsten, was am rationalsten ist und was rational eben am meisten Sinn ergeben würde. Statt voll emotional mittendrin zu sein und irgendwas zu denken, was nicht so viel Sinn ergibt, weil die Gefühle komplett Achterbahn fahren. Und ich denke, in dem Bereich könnten wir vielleicht so ein bisschen ein bisschen besserer Beziehungsratgeber sein. Auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite hatten wir eben selbst noch nie wirklich so die Erfahrung. Also ich glaube, wenn man so emotional Support braucht, ist es sinnvoll, eine alloromantische Person aufzusuchen, während wenn man wirklich wissen will, was rational in dieser Situation am meisten Sinn ergeben würde, könnte auch eine aromantische Person helfen.

[Franca (sie/ihr)] (25:15 min) Das ist auf jeden Fall sehr spannend. Die aros als Beziehungsratgeber*innen. Aber es ist spannend, dass ihr diese Erfahrung gemacht habt, dass ihr beide in einer Situation wart, wo ihr praktisch um Rat gefragt wurdet oder auch euer Rat gehört wurde, obwohl ihr selber eigentlich mit dem Thema nicht direkt zu tun hattet. Finde ich super interessant als Beobachtung. Gibt es denn für euch Herausforderungen, die sich aus eurer Identität als allosexuelle aromantische Person ergeben? Vielleicht auch im Hinblick auf Beziehungen oder Menschen, die ihr kennenlernt, mit denen ihr euch vorstellen könntet, eine Beziehung einzugehen, oder auch gesellschaftliche Herausforderungen. Was fällt euch ein?

[Tabea (sie/ihr)] (25:56 min) Also die größte Herausforderung für mich ist eigentlich eher, diese Identität überhaupt anderen, meistens allo Menschen zu erklären, einfach weil es halt so eine relativ unbekannte Identität ist. Und ich finde, das zeigt uns ja dann auch schon, dass wir viel, viel mehr über das Thema Aromantik sprechen müssen.

[Hacki (dey/ihr)] (26:13 min) Also bei mir ist es so, dass die größte Herausforderung eigentlich immer noch die Gesellschaft ist. Also in der nicht queeren Community würde ich auf jeden Fall sagen die fehlende Aufklärung, aber auch in der queeren Community, dass viele, die sich eben nicht auf dem a* Spektrum befinden, eigentlich keine Ahnung haben, was das Split Attraction Modell ist. Und deswegen habe ich immer noch irgendwie so ein bisschen das Gefühl, dass ich mich generell noch ein bisschen unsafe fühle und oft eigentlich nur sage ich bin aromantisch, statt zu sagen ich bin aroallo. Weil sonst kommen so Leute und fragen: “Hä, was ist aroallo? Bedeutet es, dass du einfach nur Sex mit Leuten haben willst, aber nicht irgendwie dich zu einer romantischen Beziehung verpflichten willst?” Und da will ich mich halt davor schützen, wo ich dann einfach sage: “Ja, ich bin aromantisch und den Rest könnt ihr euch selbst irgendwie denken, ist mir eigentlich egal.” Wobei ich halt denke, also eigentlich finde ich es ganz okay, wenn ich einfach nur sage, ich bin aromantisch. Aber andererseits denke ich mir schon, dass es so eine Form des closeted sein, obwohl es nicht mal annähernd so schlimm ist wie in nicht queeren konservativen Spaces und so.

[Alan (er/ihm)] (27:32 min) Ja, vielleicht dazu noch, was habt ihr denn so für Ideen oder was denkt ihr, wie man auch a* Spaces für alloaros offener und angenehmer gestalten könnte, dass ihr euch da mehr willkommen fühlen würdet?

[Hacki (dey/ihr)] (27:43 min) Ja, also ich würde auf jeden Fall sagen, wenn man jetzt einen a* Space nimmt, wo Asexualität und Aromantik drin ist, wenn man einfach beide Identitäten als etwas Separates darstellt und nicht irgendwie, zum Beispiel wenn man irgendwie so ein Banner für einen neuen Club, für einen neuen a* Club oder so macht, dass man auf der einen Seite die asexuelle und auf die andere Seite die aromantische Flagge macht und nicht irgendwie so zusammen gemacht. Und dass man eventuell auch die einzelnen Flaggen für die, wie heißt es, Micro Labels verwendet, also für aroace, alloace und aroallo. Weil vor allem ich find die Flaggen halt auch mega schön eigentlich und viele werden dann erstmal verwirrt sein, weil sie die Flaggen nicht kennen und fragen: “Was sind das denn eigentlich für Flaggen?” Und dann kann man denen einfach so erklären: “Ja, das ist die Flagge für das und das und das ist die Flagge für das und das.” Und dann checken die Leute so ein bisschen, dass das nicht, also dass aro und ace nicht unbedingt ein und dasselbe sein muss, sondern es bei jedem ganz unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Und ja.

[Franca (sie/ihr)] (28:56 min) Ja, ich denke, jetzt sind wir auch schon relativ am Ende unserer Podcastfolge. Deshalb würde ich euch gerne noch fragen, was ihr denn anderen aromatisch allosexuellen Personen mit auf den Weg geben möchtet, die vielleicht gerade dabei sind, ihre Identität für sich zu entdecken oder womöglich auch diese Podcast-Folge hören und sich denken: “Interessant, man kann auch aroallo sein.” Habt ihr da irgendwelche Dinge, die ihr den Leuten mitteilen wollt?

[Tabea (sie/ihr)] (29:21 min) Was ich auf jeden Fall noch sagen kann, ist, dass es auch absolut immer sinnvoll ist, sich weiterhin über das Thema zu informieren. Das geht zum Beispiel über Discord. Da gibt es zum Beispiel den Server aspec* German. Dann kann man sich auch noch auf ganz, ganz vielen CSDs noch über das a* Spektrum informieren oder auch auf Stammtischen. Und dann natürlich noch die Ace und die Aro Week.

[Hacki (dey/ihr)] (29:50 min) Hallo Zuschauer, hallo Zuschauerin, eure Identität ist auf jeden Fall 100 % valid und es ist absolut okay, wie ihr euch fühlt, egal ob ihr euch als aroace fühlt oder als aroallo [oder als alloace]. Also weil das ist 100 % valid, weil das seid ihr und ihr seid halt 100 % valid und ich würde auf jeden Fall auf dem Weg geben, wenn jemand gerade zuschaut und dabei ist, seine oder ihre eigene Identität herauszufinden, dass ich euch auf jeden Fall sagen würde: Nehmt euch Zeit, stresst euch nicht und es ist okay, die Labels mehrmals zu ändern. Das macht das Label, was ihr jetzt habt, nicht weniger valid. Und es ist auch okay, wenn ihr euch in zehn Jahren nicht mehr so fühlt, wenn ihr in zehn Jahren doch euch so und so fühlt. Es kann ja auch sein. Also das ist nicht oft so, aber ich habe auch öfters meine Labels geändert und das ist ja auch ganz okay. Und das ist, ich sage mal, jeder geht in seinem oder ihren oder deren eigenes Tempo. Und es kann sein, dass einige Leute das ziemlich schnell herausfinden. Und bei anderen Leuten es gefühlt ein halbes Jahr dauert. Weil bei mir hat es ja auch so ein bisschen gedauert und das ist völlig okay. Was ich auch noch hinzufügen würde, das habe ich auf Instagram gesehen von einem Künstler, dey, glaube ich, auch auf dem aspec* ist und auch ziemlich viele Comics, also die Comics mit den LGBTQ-Bällen, die finde ich ziemlich witzig und dey hat da auch ziemlich viele Comics aus dem aspec* gemacht und da gibt es auch so zwei Labels, die heißen Non-SAM Aro bzw. Non-SAM Ace und Non-SAM steht für Non-Split Attraction Modell und zum Beispiel Non-SAM Aros würden dann einfach sagen: “Ich bin aromantisch, aber ich lable meine sexuelle Orientierung nicht. Das ist eigentlich für mich völlig irrelevant.” Und ich würde sagen, also einerseits kann ich damit halt resonieren, aber andererseits, also im Gegensatz zu Tabea habe ich eigentlich relativ früh schon mit 13 oder so rausgefunden, dass ich gar nicht straight war und so und da habe ich mich, da hatte ich auch Diskriminierung erfahren, internalisierte Queerfeindlichkeit und – weil ich bin in einem ziemlich konservativen Umfeld aufgewachsen – und für mich ist es eben als sehr, sehr großer Schritt, diesen Weg zu gehen und zu meiner sexuellen Orientierung zu stehen, weshalb ich mich selbst nicht als Non-SAM Aro bezeichne. Aber ich wollte es einfach mal in den Raum werfen, dass es auch solche Labels gibt und dass es auch völlig okay ist, wenn man nur das eine Label, aber nicht das andere [benutzt]. Also macht einfach das, womit ihr euch wohlfühlt.

[Musik]

[Franca (sie/ihr)] (33:05 min) Ja, das war das Gespräch mit Tabea und Hacki zum Thema Allosexualität und Aromantik. Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat. Und jetzt, im Anschluss an das Gespräch, nehmen wir uns wie immer noch ein paar Minuten Zeit, um gemeinsam zurückzublicken, was wir denn aus dem Gespräch mitgenommen haben? Alan, was sind denn deine Gedanken zu dem Thema und zu dem Gespräch?

[Alan (er/ihm)] (33:26 min) Also mich hat, denke ich, vor allem das am Ende noch mal sehr bewegt. Auch der Gedanke, dass es vielleicht für Menschen, die noch dabei sind, sich selbst zu entdecken, vielleicht am hilfreichsten sein kann, zuerst eine Community zu finden und Menschen, die mit einem auf dem gleichen Spektrum sind, anstatt direkt zu versuchen, das 100 % perfekte Label zu finden. Und das ist auch okay ist, wenn man ein Label findet und dann später merkt, dass es vielleicht doch nicht passt und es dann doch ändern will. Ja, das sind denke ich, so meine Gedanken. Franca, was hast du aus dem Gespräch mitgenommen?

[Franca (sie/ihr)] (33:53 min) Ja, also ich habe mir tatsächlich im Anklang an das Gespräch viele Gedanken darüber gemacht, warum wir in der a* Community so wenige aromantisch allosexuelle Menschen haben. Und ich denke nicht, dass das daran liegt, dass es einfach wenige Menschen gibt, die sich so identifizieren. Sondern ich denke, dass es tatsächlich mit der Marginalisierung von Aromantik auch innerhalb der Community zusammenhängt. Und dass es nun mal immer noch sehr viel einfacher, wenn nicht sogar nur auf diese Weise funktioniert, dass man auf Asexualität stößt, sich damit auseinandersetzt, dass man in irgendwelchen Beziehungen oder in sexuellen Situationen merkt, dass man asexuell ist und dann in die Community kommt. Wenn man aber diese Erfahrung nicht macht, weil man eben nicht asexuell ist, dann ist es wirklich, wirklich schwierig, auf die a* Community zu stoßen, weil wir eben so wenig Ressourcen zur Aromantik hatten. Also ich erinnere mich, gestern während der Podiumsdiskussion haben wir vorgestellt, wie viele Google Scholar Ergebnisse es gibt, wenn man aromanticism eingibt und das waren 6000 ungefähr, also kaum etwas und viele davon hatten noch nicht mal mit Aromantik zu tun. Insofern müssen wir viel, viel mehr Sichtbarkeit für Aromantik schaffen und dann hoffen, dass wir viele Aroallos, die draußen rumlaufen und die vielleicht einfach noch nicht auf die Community gestoßen sind, dann auf diese Weise auch mit in die Community holen. Denn ich bin der festen Überzeugung, wir brauchen diese Menschen, wir brauchen die Perspektiven und wir können alle voneinander lernen.

[Alan (er/ihm)] (35:22 min) Ja, also es braucht auf jeden Fall noch sehr viel mehr Repräsentation von aromantisch allosexuellen Menschen. Aber zum Schluss vielleicht nochmal was Positives. Wir haben wie immer ein Piece of Cake für euch dabei und das haben diesmal unsere Gäst*innen mitgebracht, nämlich ihre Lieblingsfiguren aus Büchern oder Serien zu dem Thema.

[Tabea (sie/ihr)] (35:40 min) Und dann fange ich damit auch schon mal an. Ich habe euch heute die Person Jess aus dem Buch Loveless mitgebracht. Das Buch kennen wahrscheinlich schon einige von euch und sie ist die beste Freundin von Sunil. Und sie selber ist aromantisch und bisexuell. Und auch wenn Jess jetzt nicht die absolute Hauptrolle spielt, sondern eher eine Art side character ist, finde ich es dennoch wirklich schön zu sehen, dass es in diesem Buch dann auch noch eine aroallo Repräsentation gibt.

[Hacki (dey/ihr)] (36:09 min) Also meine Figur heißt Lilith. Sie ist aus dem aus dem Cartoon The Owl House bzw. auf Deutsch heißt es Willkommen bei dem Haus der Eulen. Und ich finde sie ist eine mega gute Repräsentation für aromantische Menschen. Weil, also das wurde in den kanonischen Folgen nicht so gezeigt, aber die Produzentin von The Owl House hat noch in einem Ergänzungsmaterial einen Brief geschrieben, den der Charakter Lilith geschrieben hat und wo Lilith dann auch erklärt hat, dass sehr viele, meistens männlich gelesene Personen ihr romantisches Interesse entgegengebracht haben, sie es aber nicht erwidert hat und sie das völlig absurd usw. fand. Und ich fand es schade, dass es nur im Ergänzungsmaterial drin war und eben nicht in der Folge oder in der Serie selbst. Aber trotzdem, finde ich, ist es ja eine gute Repräsentation einerseits deswegen und andererseits, weil in Kinderserien bzw. in Serien für die ganze Familie es generell schwer ist, Asexualität zu repräsentieren, außer wenn die Personen Eltern oder so sind, weil in Kinderserien bzw. Familienserien Sexualität generell kaum thematisiert wird. Das heißt, es lässt auch sehr viel Interpretationsspielraum, dass man sich Lilith sowohl als aroace als auch als aroallo vorstellen kann. Also abhängig davon, was man selbst ist und was man selbst als in der Figur sehen kann und so. Im Fandom ist es zwar so, dass sie sehr oft als aroace dargestellt wird, aber ich finde, der ace-Teil ist halt nicht wirklich Kanon. Und deswegen ist für mich beides möglich.

[Franca (sie/ihr)] (38:07 min) Danke Tabea, danke Hacki, für dieses Piece of cake. Ich bin sehr gespannt und ich schaue auf jeden Fall mal in eure Empfehlungen rein. Es ist echt schön zu hören, dass es tatsächlich auch Bücher gibt, die alloaros abbilden, auch wenn es vielleicht noch nicht die Hauptpersonen sind. Aber ja, das kann sich ja alles noch ändern. Jetzt sind wir tatsächlich schon am Ende der Folge angekommen. Danke, dass ihr bis hierhin zugehört habt. Wir haben noch ein paar Hinweise für euch. Und zwar gibt es für diese Folge wie immer ein Transkript und das wird in den nächsten Wochen dann sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch auf unserer Website veröffentlicht. Und ihr werdet es dann auch in der Folgenbeschreibung in der Podcast App eurer Wahl finden. Ihr könnt euch natürlich auch immer gerne bei uns melden, wenn ihr uns helfen möchtet. Wir sind immer auf der Suche nach Unterstützung für unser Podcast Team. Also meldet euch gerne. Natürlich könnt ihr uns auch Feedback schreiben und zwar einmal per Email an acearoundthecake@gmail.com. Ihr erreicht uns auch über Instagram @acearoundthecake_podcast. Ihr könnt auch auf unseren Kanal auf dem Discord Server von aspec* German schreiben oder uns auch persönlich auf Discord an acearoundthecake erreichen.

[Alan (er/ihm)] (39:10 min) Ja, vielen Dank fürs Zuhören.

[Franca (sie/ihr)] (39:11 min) Danke. Vielen Dank und ein schönes Wochenende an alle!

[Musik]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert